Liebesbriefe

Das Eheversprechen erneuern bei der Silberhochzeit

Liebesbriefe

Liebesbrief – das ist einer meiner Lieblingsbegriffe. Da steckt ganz viel Nostalgie drin, dennoch ist er hochaktuell. Wobei ich fürchte, dass die Aktualität für viele, viele Menschen in den letzten Jahren nachgelassen hat. Bei der heutigen Jugend liegt das an der Digitalisierung. Ich hoffe hier zumindest auf Liebes-Mails und -Messages.
Bei den heutigen Silber-Paaren könnte es daran liegen, dass viele Dinge lange gesagt sind und täglich gefühlt werden. Nichtsdestotrotz würde wirklich jeder von uns sich über ein paar Zeilen voller Liebe freuen. Sonst könnte es mit der Zeit sich so anfühlen, als würde man die Dinge einfach als ganz selbstverständlich nehmen. Wenn wir uns schon unbändig freuen über unerwartete Komplimente von Freunden oder Fremden, wenn die direkt in unser Herz treffen – was würde wohl ein Liebesbrief schaffen? Ich weiß es: Verbundenheit. Gewissheit. Tiefe Gefühle. Sich wahrgenommen fühlen. Wertschätzung. Sich angenommen fühlen. Sicherheit. Letzteres ist eines unserer Grundbedürfnisse.

Als Mitglied der schreibenden Zunft weiß ich ganz genau, wie zeitaufwendig so ein „paar Zeilen“ sein können. Die hat man ja nun auch wirklich nicht so im Ärmel. Ich bin deshalb großer Fan der kleinen Liebesnotizen im Alltag. Die liegen dann einfach auf dem Küchentisch, hängen am Spiegel, manchmal sind sie unter dem Kopfkissen versteckt oder kleben am Lenkrad. „Ich wünsche Dir einen tollen Tag“ steht dann darauf. Oder „ich werde nicht einschlafen können ohne Dich!“. Oder „Du siehst wundervoll aus“. Oder einfach „ich liebe Dich“. Das ist nicht schwer, aber viel zu selten. Da sind wir uns bestimmt alle einig. Wenn nicht, dann gehört Ihr zu den Glücklichen, die diese wunderschöne Sitte nie abgelegt haben, auch nach 25 Jahren nicht.

Nach dieser Zeit – könnte man meinen – ist so ein Liebesbrief aber vielleicht wirklich mal fällig. Während unserer Erneuerungs-Zeremonie könntet Ihr ihn Euch gegenseitig vortragen. Oder auch einfach nur einander in die Hände legen, wenn das sonst keinen was angeht – damit habt Ihr natürlich vollkommen Recht. Worüber sich aber bestimmt alle freuen: Wenn Ihr für diesen Anlass die Briefe und Briefchen von früher noch einmal raussucht. Sie warten in ihrer Kiste auf genau diesen Tag für einen Flashback in die Zeit, in der alles angefangen hat. Ihr werdet überrascht sein, was Ihr damals zu Papier gebracht habt, was vermutlich wirklich einfach aus dem Ärmel in die Feder geflossen ist. Ja, damals wurde noch mit einem Füller geschrieben. Damals war vieles anders… aber nicht unbedingt schöner. Heute glänzt alles in Silber.

Anja Kellersmann - Rednerin für Silberhochzeiten

Anja Kellersmann

Anja hat ihre Leidenschaft, das Schreiben, zum Beruf gemacht und ist Freie Rednerin seit 2012. Sie begleitet Trauungen wie auch Ehe-Jubiläen mit Ja-Wort-Erneuerung – hier vor allem Silberhochzeiten. Außerdem ist Anja als Ausbilderin für IHK-zertifizierte Freie Redner und Rednerinnen im RedeKunstWerk tätig.
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